In der 2. Runde konnte unsere 2. Mannschaft den ersten Sieg verbuchen. Zwar war der Start gegen die zweite Mannschaft des Delmenhorster SK mehr als bescheiden, nachdem Joachim Kropp bereits nach 90 Minuten ein Figurenopfer in die Königsstellung unterschätzt hatte und die Segel streichen musste. Da Harry Baumann und Thorsten Ahlers ihm folgte stand es zwischenzeitlich bereits 0:3. Doch dann konnten wir zeigen, dass wir uns zu wehren wussten. Zwar konnte Jan Klüver, der zwischenzeitlich zwei Bauern mehr hatte, nach einem Qualitätsverlust nur ein Remis erreichen, aber danach erzielten Werner Oswald, Ingo Veit, Wolfgang Jackwerth und mal wieder als letzter Thomas Pleuß noch ganze Punkte, sodass es am Ende 4,5:3,5 für uns stand.
Spannend ging es auch in der 3. FinWest-Mannschaft zu. Nachdem Ravi Stimatz als letzter erschien (15 Minuten vom Aufstehen bis zum Brett dürften allerdings Rekord sein!), musste er aber leider als erster wieder aufgeben. Es spielt sich halt besser, wenn man ausgeschlafen ist. Dafür konnte sein Nebenmann Jan Ricardo Kropp mit einem sehr schönen Angriff aber bereits nach 2 Stunden den Ausgleich wieder herstellen. Zwar ging der nächste Punkt wieder an DSK3 als Wilfried Volbert sich seinem Gegner beugen musste, doch dann gingen wir durch Siege von Edward Mantei und Geert Rosenow das erste Mal in Führung, bevor Frank Schindehütte am ersten Brett seine Partie verlor – 3,5:3,5! Nun ruhten alle Hoffnungen auf Christoph Redmann, der sich am zweiten Brett zäh verteidigte und am Ende das Remis sichern konnte.
Von tragischen und strahlenden Helden
Verbandsliga: FinWest I holt noch wüstem Kampf Punkt in Uelzen
Diesen Kampf wird keiner der Teilnehmer so schnell vergessen. Wahnsinn und Genie, Triumph und Tragödie, Glück und Pech wechselten sich im 10-Minuten-Takt ab beim 4:4 der SG FinWest I bei PSV Uelzen II in der zweiten Runde der Verbandsliga Nord Niedersachsen-Bremen. Und genau deshalb ging das Unentschieden letztlich in Ordnung, auch wenn es für FinWest ein unerwarteter Punktgewinn war, denn die Bremer konnten für die Fahrt nach Uelzen nur sieben Spieler aufbieten.
Waren die Mannschaften nach der DWZ-Performance ziemlich ausgeglichen, so übernahmen Karsten Ohl und Malte Hentrop in dem Drama die Rollen tragischen Helden. Ohl hatte als Schwarzer an Brett vier seinen jungen Gegner Jannik Rothenberg nach gerademal zehn Zügen völlig an die Wand gespielt. Aber statt die Ernte in Form zweier Mehrbauern und einer völlig zerstörten Bauernstruktur als vollen Punkt für die Bremer einzufahren, jagte er einem vermeintlichen Figurengewinn hinterher – und verwandelte in nur drei Zügen Stellung, Material und Stimmung in einen Trümmerhaufen. An Brett zwei kassierte kurz darauf Viktor Gesswein auf für ihn ungewohnte Weise eine Null, als er sich von seinem Gegner Jacob von Estorff ohne wirkliche Gegenwehr erst einen Bauern und dann die Stellung abnehmen ließ. Als dann noch ein zweiter Bauer abgeräumt wurde, hieß es 0:3 aus Bremer Sicht. Und es zeichnete sich die ganz große Katastrophe ab.
Denn Malte Hentrop wollte seine vorteilhafte Stellung an Brett acht gegen Ingo Bütow durch eine taktische Abwicklung in einen Sieg umsetzen – und verwechselte die vorausberechnete Zugreihenfolge. Das Ergebnis: eine Minusfigur gegen die Qualität, und genau dieser Turm sah auch noch aus wie eine lahme Ente. Alle Zuschauer setzten auf ein baldiges 0:4, nur Hentrop zeigte sich überzeugt, noch einen halben Punkt einzufahren.
Und plötzlich wechselte das Turnierglück auf die Seite von FinWest: Detlef Ryniecki siegte in einer Partie, mit der er selbst gar nicht zufrieden war. Denn seine Gegnerin an Brett sieben, Nina Rothenberg, übersah einen Figurenverlust durch ein Läuferschach. Schon stand es nur noch 1:3. Dann zeigte Uwe Körber ein Brett weiter oben gegen Thorsten Rosseburg mit lehrbuchhafter Präzision , wie man einen Mehrbauern bei gleichfarbigen Läufern partieentscheidend einsetzt: Man tanzt mit dem König und gewinnt die entscheidenden Tempi. Also 2:3.
Aber es kam für die Bremer noch besser: Felix Lanfermann erspielte sich in einer scharfen Angriffspartie an Brett fünf gegen Yannek Nyenhuis einen Qualitätsvorteil, doch die Stellung war verwickelt und vermint. Aber Lanfermann umschiffte alle Untiefen, eroberte mit einer netten kleinen Kombination eine Figur, und es stand 3:3 unentschieden.
Doch viel mehr als die goldene Ananas schien das für FinWest nicht zu bringen. Denn Verbandsliga-Debütant Benjamin Kaufmann war an Brett drei gegen Jörg-Artur Cohrs schon früh positionell in Nachteil geraten. Cohrs räumte einen Bauern nach dem anderen ab. Und wie sollte so eine Partie mit drei Minusbauern (davon ein Freibauer) denn schon enden? Die überraschende Antwort: Unklar! Denn nach einem suboptimalen Turmtausch war ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern entstanden. Und die Mehrbauern schienen auf ihren Feldern festgenagelt. Die Analyse ergab allerdings, dass Cohrs durch das Opfern eines Bauern einen zweiten Freibauern erhalten hätte. Aber diese Gewinnchance erkannte der Uelzener nicht. Zum Entsetzen seines Mannschaftsführers Joachim List willigte er stattdessen ins Remis ein.
Den zweiten Elfer verschossen die Gastgeber ganz unten auf ähnliche Weise. Dort erkannte Bütow nicht, dass er den sich verzweifelt wehrenden Hentrop ebenfalls durch ein Bauernopfer abschießen konnte. Der Bremer hätte dadurch am Königsflügel einen vom Turm unterstützen Freibauern erhalten. Doch bis zur Damenumwandlung hätten Cohr Läufer alle Bauern gegenüber abräumen können. Dann hätte sich einer der Läufer für Hentrops Fast-schon-Dame geopfert und am Damenflügel hätten die Uelzener Freibauern obsiegt. Aber dazu habe ihm der Mut gefehlt, bekannte Cohrs nach der Partie. Und Hentrop wurde so vom tragischen zum strahlenden Helden des Tages. Mit dem Remis zum 4:4 könnte er nämlich den Grundstein zum Klassenerhalt für FinWest gelegt haben. Doch noch ist der Weg dahin lang und steinig.