Da wäre mehr drin gewesen. In der dritten Runde der Verbandsliga Niedersachsen-Nord/Bremen trafen mit der „Ersten“ der SG FinWest und der „Zweiten“ der Bremer Schachgesellschaft zwei Teams aufeinander, die nach der Papierform nicht viel trennte. Doch mit 2,5:5,5 bezog FinWest eine deutliche Niederlage und steckt nun mitten im Abstiegskampf. Kleiner Lichtblick: Die Kämpfe gegen die Hauptkonkurrenten im Ringen um den Klassenerhalt stehen noch aus. Und dann dürfte noch was zu holen sein.
Begonnen hatte das Match im Vereinshaus Findorff mit einer positiven Überraschung für die Gastgeber. Wegen Grippe hatte sich Ali Reza Shabani eigentlich schon abgemeldet. Aber plötzlich erschien er doch noch im Turniersaal, machte an Brett sechs gegen Axel Buhrdorf zügig Remis und verschwand vom Brett ins Bett.
Das schien FinWest zu beflügeln: Kurz darauf folgte ein voller Punkt durch Felix Lanfermann an Brett fünf, dessen Widersacher Hugh Ditmas übersah, dass Lanfermann mit einem Schachgebot des Läufers eine Qualität gewann. Als Ditmas dann noch zwei Bauern verlor, schien seine Niederlage unabwendbar, er gab auf und FinWest lag in Führung.
Der Zwischenstand an den sechs verbliebenen Brettern deutete zunächst auf ein knappes Endergebnis hin. Ganz vorne verteidigte Christoph Duchhardt zäh einen Mehrbauern gegen Mikhail Tchetchelnitski, der BSGler erarbeitete sich dafür Initiative und einen bedrohlichen Königsangriff. Das Spiegelbild dazu entstand am Nebentisch: Dort hatte Viktor Gesswein gegen Leor Nadison einen Minusbauern und dafür etwas Initiative. Dagegen verfinsterte sich die Lage des FinWestlers Benjamin Kaufmann gegen Boris Tchetchelnitski zusehends. Felderschwächen und Einbruchspunkte am Damenflügel konnte Kaufmann nur durch Zugeständnisse am Königsflügel stopfen. Das konnte nicht gutgehen.
Das wiederum sollte aus finwestlicher Sicht an Brett vier kompensiert werden, wo Karsten Ohl gegen Andreas Calic mit positionellen Vorteilen aus der Eröffnung bekam. Den Vorteil zum Gewinn auszubauen, schien schwierig, aber nicht unmöglich. Und auch an den beiden unteren Brettern schienen Punkte für FinWest möglich: Mannschaftschef Uwe Körber hatte Druckspiel in der f-Linie gegen den König von Robert Klemm, ebenso wie Ingo Veit an Brett acht Darko Zuanovich gewinnversprechend in die Mangel nahm und dessen Remisangebot dankend ablehnte.
Doch dann verwandelte sich die knappe Führung von FinWest in eine schnell feststehende Niederlage mit Tendenz zum Debakel: Ohl entschied sich für seine Gewinnversuche für den falschen Flügel und ruinierte seine Stellung. Calic nutzte diese Fehleinschätzung unnachsichtig und hatte schnell den ganzen Punkt. Ähnliches Unglück bei Veit: Ein missratener Gewinnversuch, eine Kombination, die durch eine Fesselung widerlegt wurde, mit Figurenverlust bestraft wurde und weg war der Punkt. Mit einem ganzen Punkt hatte bei Gesswein längst niemand mehr gerechnet, aber ein halber schien mit etwas Glück nicht ausgeschlossen. Doch Nadison ließ nichts anbrennen und verwertete den Materialvorteil zum Gewinn. Dann versäumte Kaufmann eine chancenreiche Verteidigungsmöglichkeit und wurde von Tchetchelnitski senior im Kreuzfeuer von Dame und Läufer mattgesetzt.
Da war es nur ein schwacher Trost, dass erst Körber und dann Duchhardt noch etwas Ergebniskosmetik gelang. Körbers Angriff drang nicht durch, hinterließ aber auch keine Schwächen – also remis. Tchetchelnitski junior erhielt durch ein Figurenopfer dramatisch verschärften Angriff – aber Duchhardt gab den Materialvorsprung cool zurück und trug so dazu bei, dass die Niederlage den FinWestlern zwar weh tat, aber sie nicht zerschmetterte.